1. Begriffe

Das Eigenkapital ist der Differenzbetrag zwischen den Bruttoaktiven der Gesellschaft und ihren Schulden gegenüber Dritten (Fremdkapital). Es setzt sich zusammen aus dem Grundkapital (bei der AG: Aktienkapital), den Reserven und dem Gewinnvortrag.

Das Eigenkapital ist die Risikoreserve der Gesellschaft. Gesellschaften mit hohem Eigenkapital geniessen eine hohe Risikofähigkeit; bei Gesellschaften mit einem tiefen Eigenkapital ist die Risikofähigkeit eingeschränkt, was im Konkursfall dem VR den Vorwurf, die bilanzielle Risikofähigkeit verletzt zu haben, eintragen kann.

Das Grundkapital ist ein Betrag, der in den Statuten bezeichnet ist. Es geniesst einen besonderen gesetzlichen Schutz und soll den Gläubigern als besondere Haftungsreserve dienen. Die Bezeichnung als Haftungsreserve kann allerdings missverständlich sein, denn es handelt sich lediglich um eine rechnerische Haftungsreserve, keine effektive Haftungsreserve (wie etwa ein Sperrkonto, das ausschliesslich den Gläubigern vorbehalten wäre). Diese rechnerische Haftungsreserve führt dazu, dass Ausschüttungen an Gesellschafter nicht möglich sind, solange das Grundkapital nicht mit Aktiven hinterlegt ist.

Das Grundkapital ist nicht mit dem Vermögen zu verwechseln. Das Vermögen der Gesellschaft ändert sich dauernd und ist bei einer gesunden Gesellschaft in der Regel höher als das Grundkapital (nur bei sanierungsbedürftigen Gesellschaften ist das Grundkapital höher als das Nettovermögen).

Bilanzbeispiel:

 

I. Gründung

Aktiven

Passiven

Barmittel                          100’000

Grundkapital                    100’000

Bilanzsumme                  100’000

Bilanzsumme                  100’000

Das ganze Grundkapital liegt in Form von Barmitteln vor.

 

II. Jahr 1

Aktiven

Passiven

Barmittel                            50’000

Grundkapital                    100’000

Verlust/
Verlustvortrag                 – 50’000

Bilanzsumme                    50’000

Bilanzsumme                    50’000

Das Geld aus der Aktienzeichnung ist nur noch zur Hälfte vorhanden (Kapitalverlust). Eine Dividendenausschüttung ist nicht möglich.

 

III. Jahr 2

Aktiven

Passiven

Barmittel                          150’000

Grundkapital                    100’000

Gewinn/Gewinnvor-

trag/Reserven                   50’000

Bilanzsumme                  150’000

Bilanzsumme                  150’000

Es wird ein Jahresgewinn von CHF 100’000 erzielt. Die Barmittel decken wieder das Grundkapital. Eine Gewinnausschüttung ist im Umfang von CHF 50’000 grundsätzlich möglich (nach Abzug der Reserven).